Schülertreffen

Wie schnell die Zeit vergeht. Wir haben die Johannesschule besichtigt, wir, eine ehemalige Realschulklasse, die sich nach langer Zeit wieder getroffen hat. Wir gehen durch das Schulgebäude. Erinnerungen werden wach. Vieles erkennt man wieder, die Flure, die Treppen, die Türen, der Innenhof, das ist so wie damals. In den Klassenräumen hingegen...

sieht es schon anders aus. Anderes Mobiliar, moderne Einzeltische und eine andere Sitzordnung. Elektronische und digitale Lehrmittel haben die klassische Tafel verdrängt. Somit gibt es auch keine Kreideschlachten mehr, diese kleinen Scharmützel die wir als Schüler gerne verübten, um Spaß und Ablenkung zu finden. Manchmal bediente sich auch ein Lehrer dieser Wurftechnik, um die Aufmerksamkeit eines Schülers wieder auf sich zu lenken.
Es gab schon Überbevölkerung zu unserer Zeit, aber nur in den Klassenräumen. Wir waren 33 Schüler in unserer Klasse. Aus heutiger Sicht eine pädagogische Meisterleistung für die Lehrer so etwas zu händeln. Möglich auch durch den Förderunterricht den es damals schon gab. Denn wer sich im Unterricht nicht benommen hat, wurde vor die Tür befördert.
Wir haben nicht fürs Klima gehüpft und konnten auch nicht unseren Namen tanzen. Aber Schule und Lehrer haben uns herausgefordert und wer bis dahin sein Gehirn nur besessen hat, musste es spätestens ab dieser Zeit auch benutzen. Es gab noch keine künstliche Intelligenz zu unserer Zeit, nur die natürliche. Das war die eigene und manchmal die vom Nachbar, wenn man abschreiben konnte.
Wir haben was gelernt in der Johannesschule und können obendrein noch lesen, rechnen, schreiben. Im Jahr 1984 erhielten wir unseren Schulabschluss und waren somit für eine politische Laufbahn in unserer Zeit nicht mehr geeignet. Trotzdem ist aus uns allen etwas geworden.
Wir leben in einer fantastischen Zeit. Wenn irgendwo in dieser Welt eine Information entsteht und Wissen angeboten wird, kann jeder darauf zugreifen. Das Internet und die digitale Revolution machen es möglich. Die Schule ist mit der Zeit gegangen und hat sich dieser Herausforderung gestellt. Das sieht man. Dazu gut ausgestattete Fachräume und mehr Fremdsprachen. Das Angebot ist größer als zu unserer Zeit, da konnten wir nicht mithalten. Dafür hatten wir George Orwell. Seine Visionen in "1984" haben wir genau in jenem Jahr gelesen und waren in diesem Punkt den heutigen Schülern weit voraus.
Vieles in der Schule, - heute und damals-, hat einen Applaus verdient. Dazu zählt auch unser ehemaliger Klassenlehrer Herr Piel, den wir gerne dabei gehabt hätten. Leider ist er nicht mehr da, sowie auch alle Mitschüler nicht mehr da sind. Das stimmt nachdenklich.
Wann ist es eine gute Schule die man besucht hat? Dann, wenn man die eigenen Kinder ebenfalls gerne in dieser Schule sieht. Und das ist in vielen Fällen auch so gekommen. Qualitätssiegel und Vertrauensbeweis zugleich. Und wann ist es eine tolle Klasse in der man war? Dann, wenn man sich auch nach 40 Jahren wiedertrifft und jeder will unbedingt dabei sein.
Und du, der jetzt vielleicht denkt, in 40 Jahren, das ist so unvorstellbar weit weg.... Das ist ein Denkfehler und die bittere Erkenntnis eines solchen Schülertreffens. Wie schnell das alles geht, so verdammt schnell!
Das lernt man in der Schule leider nicht, das lernt man nur im Leben: Wie schnell die Zeit vergeht.

P.S. Einen besonderen Dank von uns an Reinhold Pszoller für die gelungene Führung und den angenehmen Aufenthalt in der Schule. Das Orgateam der R10b von 1984.




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